Sonntag, 28. Dezember 2008

Wir sind der Iran - Nasrin Alavi

Ein Nachteil eines studentischen Haushalts ist ja der meist begrenzte Platz - so auch bei uns, weswegen ich die meisten meiner Bücher noch bei meinen Eltern "zwischenlagere". Da ich gerade noch in den Weihnachtsferien bin, habe ich das ein oder andere Buch gefunden, dass ich entweder demnächst mal wieder lesen möchte und daher nach Freiburg mitnehme (Blogbeiträge darüber folgen dann - irgendwann) oder die ich noch gut in Erinnerung habe und über die ich daher gleich einen Beitrag schreibe. Zu letzterer Gruppe gehört "Wir sind der Iran".
Um was gehts? Ein Fakt, der den meisten nicht bekannt sein dürfte, ist, dass Farsi, die offizielle Sprache des Iran, die vierthäufigste Blogsprache ist. Blogs sind bei Iranern überaus beliebt, vor allem aus dem Grund, da sie häufig die einzige Möglichkeit sind, sich außerhalb der Regierungspresse eine Meinung zu bilden - und selbst seine Meinung zu sagen, auch wenn das Internet zensiert ist und viele Blogger staatliche Repressionen befürchten müssen. Alavi zitiert in diesem Buch aus iranischen Blogs, vor allem von jungen Frauen und Männern, die über Politik, Musik, ihr Land oder ihr Privatleben berichten. Zitierte Passagen wechseln sich ab mit Erklärungstexten, die den Blogzitaten gewissermaßen einen Rahmen geben.
Fazit: Wer etwas über den Iran heute erfahren will, wird mit diesem Buch vielleicht mehr lernen als mit einem reinen Landeskunde-Buch. Die jungen Blogger berichten selbst, subjektiv und authentisch über ihr Land; wütend, traurig, stolz und immer irgendwie poetisch wirken ihre Beiträge. Im Laufe der Lektüre muss man sein Iran-Bild aus den hiesigen Medien wahrscheinlich revidieren, denn die, die hier schreiben, sind keine islamischen Fundamentalisten, keine USA- und Israelhasser, sie sind ganz normale junge Leute, die sich nur die Freiheit wünschen, um ihr Leben nach ihren Vorstellungen gestalten zu können. Natürlich ist es keine "leichte" Lektüre, da man gleichzeitig erfährt, dass schon viele Blogger den Iran verlassen mussten oder im Gefängnis gelandet sind, aber ich würde die Lektüre wirklich jedem ans Herz legen, der sich auch nur ein wenig für den Iran interessiert - und das sollten angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen eigentlich die meisten sein.

ISBN: 3-462-03651-3, Kiepenheuer & Witsch, 387 Seiten, €9,90.

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Anmerkungen zu meinen Links, Teil II

Ich merke gerade: Meine Linkliste ist wieder ein ganzes Stück gewachsen, und so möchte ich euch kurz mitteilen, was es mit den neuen Links auf sich hat (das Christkind kommt ja erst in ein paar Stunden):

Filterblog: Jan Filter bloggt hier (vorwiegend) über Politik, und das aus liberaler Sichtweise
Bei Huleeta geht es dagegen überwiegend um Musik.
Die Mädchenmannschaft schreibt angenehm unideologisch über feministische Themen.
passive aggressive notes: Gesammelt werden hier all diese Mitteilungen, die erboste, amüsierte oder wütende Menschen ihren Mitbewohnern, Kollegen oder Nachbarn hinterlassen. Diese sollen entweder beim Sex leise sein, nach dem Klogang spülen oder bitte kein Essen aus dem Kühlschrank klauen. Naja, ich merke: Meine Beschreibung trifft es nicht so ganz, aber wer die genannte Seite besucht, wird schnell sehen, worum es geht (und sich ebenso schnell festlesen).
Qype: Untertitel "Das Beste der Stadt" - so sammeln und bewerten hier die User ihre Erfahrungen mit Friseuren, Zahnärzten, Restaurants und vielem mehr. Quasi ein Web 2.0-Stadtmagazin.
Twitkrit: Ist wohl eher ein Blog für diejenigen, die selbst twittern. Hier werden in irgendeiner Form besondere Tweets gesammelt und kommentiert.

Und auch wenn sie nicht einzeln vorgestellt werden, möchte ich doch noch einmal recht herzlich meine Leseblogger-Kollegen empfehlen, die ich ebenfalls verlinkt habe.
Viel Spaß beim Weiterlesen!

Kein Sterbenswort - Harlan Coben

Dieses Buch hat eine viel zu lange Zeit auf meiner "Unbedingt mal lesen"-Liste ausgeharrt: Zuerst hatte ich davon in Südafrika in irgendeiner Zeitschrift gelesen, da war es gerade erst im Original erschienen und das ist nun auch schon wieder einige Jahr her. Wie das aber so ist mit Notizen, die man nicht wirklich irgendwo sichert: Sie verschwinden. Aber als ich dann neulich mal wieder etwas darüber gelesen hatte, hab ichs mir nun endlich gekauft und innerhalb weniger Tage gelesen.
Um was gehts? David Beck, ein New Yorker Kinderarzt, hat vor acht Jahren seine Frau Elizabeth verloren - sie wurde entführt und ermordet, für die Tat wurde ein Serienkiller verantwortlich gemacht, der seitdem im Gefängnis sitzt. Jetzt, am Jahrestag ihres Verschwindens, bekommt David jedoch eine mysteriöse E-Mail mit Andeutungen, über die eigentlich nur Elizabeth etwas wissen kann. Zuerst glaubt er an einen makabren Scherz, doch er bekommt noch weitere Nachrichten, die ihn schließlich glauben lassen, dass Elizabeth noch lebt und nun mit ihm Kontakt aufnehmen möchte. Jedoch steht auch in den Mails, dass David beobachtet wird und niemandem ein Sterbenswort sagen soll. Er beginnt nachzuforschen, was damals wirklich passiert ist und kommt schließlich einem Geheimnis auf die Spur.
Fazit: Ui, das war spannend! Die richtige Lektüre für die Ferien, wenn man Zeit zum Lesen hat, denn diese Geschichte lässt einen kaum los. Für mich ein richtig guter Krimi, den ich vorbehaltlos empfehlen kann.
Und nun wünsche ich allen meinen Lesern schöne Weihnachtsfeiertage!

Sonntag, 21. Dezember 2008

Änderungsschneiderei Los Milagros - María Cecilia Barbetta

Dieses Mal stelle ich ein Buch für diejenigen vor, die sich auch mal gerne auf Experimente einlassen...
Um was gehts?
Es gibt hier weniger eine Handlung, viel mehr besteht dieser Roman aus verschiedenen Episoden, die in der Vergangenheit oder Gegenwart spielen und das Leben einiger Personen ausschnittweise beschreiben, deren Lebenswege irgendwie in der Änderungsschneiderei Los Milagros in Buenos Aires zusammenlaufen: So ist da die junge Schneiderin Mariana, deren Tante die Schneiderei gehört, oder Analía, die Mathematiklehrerin, die in die Änderungsschneiderei kommt, weil sie das Hochzeitskleid ihrer Mutter ändern lassen will - denn bald heiratet sie Roberto, einen vielversprechenden Bankangestellten. Mariana hat weniger Glück in der Liebe: Ihr Freund Gerardo kam aus einem USA-Urlaub nicht zurück, hat ihr nur drei wenig verbindliche Postkarten geschrieben. Je länger Mariana an Analías Hochzeitskleid arbeitet, desto mehr freunden sich die beiden Frauen an - bis Mariana allmählich erstaunliche Parallelen zwischen ihnen beiden entdeckt.
Fazit: Was mir an diesem Buch so gut gefallen hat, war weniger die Story, die jetzt nicht so spektakulär zu sein scheint, sondern einige andere Dinge: Zunächst muss unbedingt die Ausstattung genannt werden, denn die Geschichte wird durch Bilder und Zeichnungen jeweils am Ende eines Kapitels fantasievoll illustriert. Dazu kommt das Spiel mit Schriftgrößen und -arten sowie mit verschiedenen Satztechniken: So wird beispielsweise ein Dialog zwischen Mariana (die gerade an der Nähmaschine arbeitet) und ihrer Mutter wiedergegeben, die sich über Gerardo unterhalten, während im Hintergrund ein Radio läuft. Dementsprechend ist die Seite in drei Spalten geteilt: Der Monolog der Mutter links, die einsilbigen Antworten Marianas sowie das "tktktktktktktk" der Nähmaschine in der Mitte, das Radio mit einer Reportage übers Bermudadreieck rechts. Das ist außergewöhnlich und macht wirklich Spaß - man muss sich allerdings darauf einlassen. Weiterhin wirklich schön fand ich Barbettas Sprache: Sie verwendet wunderbare Metaphern und Wortspiele, sie "spielt" wirklich mit der Sprache, wenn ich das so ausdrücken soll. Ihr Erzählstil hat es an sich, dass viele Nebensächlichkeiten (die jedoch auch ihren Platz in der Geschichte bekommen) scheinbar unendlich ausgebreitet werden. Wie gesagt: Man muss es mögen, und auch ich war zwischendurch ein klein wenig genervt von einem seitenlangen Dialog bekiffter 20jähriger Jungs, aber der Rest der Geschichte entschädigt dafür.
Es gibt nicht "den" roten Faden, ich glaube, es liegt am Leser, welchen der zahlreichen roten Fäden, die Barbetta auslegt, man aufnimmt, um ihm für den Rest des Buches zu folgen. Und auch, wenn mir das Ende nicht ganz klar geworden ist: Ich kann dieses wirklich schöne Buch wärmstens empfehlen!

S. Fischer Verlag, 329 Seiten, €19,90.

Samstag, 13. Dezember 2008

Mein Blog, visualisiert

Und so schaut es also aus, wenn man dieses Blog als Tag-Wolke gestaltet...

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Bitte um Aufklärung

Wenn der nächste hier auf meinem Blog landet, weil er nach "Diese Dorfbewohner haben keinerlei Manieren" gesucht hat, möge derjenige mich mal bitte aufklären, wieso grade so viele Leute danach suchen? Das ist nämlich so langsam echt mysteriös.

Dienstag, 9. Dezember 2008

Das vertauschte Gesicht - Åke Edwardson

Überrascht hat mich ja wirklich, dass dieses Buch bei amazon so schlecht wegkommt - Zeit, eine positive Rezension zu schreiben, was mir nicht allzu schwer fallen wird.
Um was gehts? Erik Winter, der ehemals jüngste Kriminalkommissar Schwedens, könnte ein paar ruhige Monate gut gebrauchen: Kurz vor der Jahrtausendwende stirbt sein Vater, und seine Freundin Angela erwartet ein Kind. Doch natürlich kommt es anders: Ein Paar wird ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Beide sind nackt und halten sich an den Händen, am Tatort läuft Metal in Endlosschleife, und an die Wand hat der Täter eine seltsame Botschaft geschrieben. Und scheinbar schienen die beiden ihren Mörder zu kennen, schließlich weist die Wohnungstür keine Gewaltspuren auf... Zunächst gibt es keine echten Anhaltspunkte, alle Spuren scheinen irgendwie ins Leere zu gehen, und die wenigen möglichen Zeugen scheinen etwas zu verbergen. Doch als ein zweiter, ähnlicher Mord passiert, wird Winter und seinen Kollegen allmählich klar: Der Täter könnte in den eigenen Reihen zu suchen sein.
Fazit: Ich mag Edwardsons Stil sehr gerne, er erzeugt Spannung weniger durch brutale und blutige Tatortbeschreibungen als durch Andeutungen, unvollendete Sätze und vage Hinweise auf mögliche Täter. Immer wieder werden Innenansichten des Mörders eingewoben, seine Gedanken, Gefühle und Tätigkeiten beschrieben, ohne jedoch zuviel von der Identität preiszugeben. Als ganz aufmerksamer Leser kann man sicherlich den ein oder anderen Hinweis entschlüsseln und so selbst der Lösung auf die Spur kommen.
Zwei kleine Kritikpunkte sollten dennoch nicht verschwiegen werden: Es dauert ein wenig, ehe die eigentliche Handlung in Gang kommt. Zunächst geht es fast ausschließlich um das Privatleben Winters. Es ist sicherlich eine Geschmacksfrage, mich hat das nie gestört, weil es einiges über die Persönlichkeit Winters aussagt - es gibt ja keine Regel, dass es in einem Krimi nur um das Verbrechen und dessen Aufklärung gehen muss, jedenfalls für mich nicht. Wer jedoch einen Krimi lesen möchte, bei dem es gleich zur Sache geht oder wer kein Fan von Nebenhandlungen ist, der sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen.
Ein wenig gestört hat mich dagegen das überhastete Ende: Ein, zwei überraschende Wendungen spielen sich sehr gedrängt auf wenigen Seiten ab und man kann sich gar nicht so recht auf das Ende einstimmen, es geht dann alles sehr schnell und abrupt. Dabei hätte der Stoff durchaus noch ein paar Seiten mehr füllen können. Ansonsten gibts für mich nichts zu meckern, wenn man sich die Zeit für die ersten paar Seiten nimmt, sorgt die stetig ansteigende Spannung dafür, dass man das Buch spätestens ab der Hälfte nicht mehr aus der Hand legen kann.

Originaltitel: Sol och skugga, 448 Seiten, List Taschenbuch, €8,95.

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Regen am Kaspischen Meer - Gina Nahai

Um was gehts? Bahar, ein 16jähriges Mädchen aus einem armen jüdischen Elternhaus in Teheran, zwingt auf ihrem Weg zur Schule den Chauffeur einer schicken Limousine zur Vollbremsung. Auf der Rückbank sitzt Omid, der gerade von seiner standesgemäßen Verlobten sitzengelassen wurde. Als er nun Bahar sieht, die so unkompliziert und unbekümmert wirkt, weiß er: Dieses Mädchen wird seine Frau werden! Gegen den Widerstand seiner Eltern, die auf Bahar und ihre Familie herabsehen, heiraten die beiden, und Bahar kann ihr Glück zunächst kaum fassen: Sie ist endlich der Armut und der Hoffnungslosigkeit ihres Elternhauses entkommen, und nun träumt sie von einer gleichberechtigten, glücklichen und vor allem sorglosen Partnerschaft. Doch Omid hat andere Pläne: Bahar soll zu Hause bleiben, ihm einen Sohn schenken und ihn als repräsentative Ehefrau auf Partys begleiten. Zunächst widersetzt sich Bahar ihm: Sie möchte studieren und Lehrerin werden, und in den gehobenen Kreisen, in denen sich ihr Mann bewegt, fällt sie unweigerlich als das arme Mädchen auf, die keine Manieren gelernt hat und wird dadurch von den anderen Frauen geschnitten. Bahar und Omid entfremden sich zunehmend, zumal Omid bald nach der Hochzeit eine Geliebte hat, mit der er sich auch öffentlich zeigt. Auch die Hoffnung auf Besserung, als Tochter Yaas auf die Welt kommt (die gleichzeitig die Ich-Erzählerin ist), wird schließlich enttäuscht...
Fazit: Auf den ersten Seiten könnte man "Regen am Kaspischen Meer" für einen schönen, wenig anspruchsvollen Frauenschicksals-Schmöker halten: Es entwickelt sich die klassische Geschichte des armen Mädchens, das ihren reichen Märchenprinz heiratet und nach einigen Hindernissen mit ihm glücklich und zufrieden lebt. Doch als klar wird, dass alle Hoffnungen Bahars enttäuscht werden, ändert sich auch der Stil des Buches: Die Handlung wird gerafft, es werden Zeitsprünge von teilweise einigen Jahren gemacht, was allzu deutlich die Hoffnungs- und Trostlosigkeit in der Familie unterstreicht. Hoffnungen, Wünsche und Träume sind ein immer wiederkehrendes Motiv, meist in der Form, dass sie enttäuscht werden. Das Buch ist voll von Figuren, die immer wieder scheitern, manche geben die Hoffnung trotzdem nie auf - und wirken dadurch schon fast lächerlich - manche finden sich irgendwie mit dem Leben am Rande der Gesellschaft ab oder resignieren ganz einfach. Und natürlich klagt dieses Buch die uralten Traditionen und Rollenvorstellungen an, die nahezu alle Charaktere letzten Endes unglücklich machen.
Etwas irreführend war allerdings, dass auf dem Klappentext auf die politische Lage - Stichwort islamische Revolution - eingegangen wird, die jedoch im Buch selbst nur auf einer Seite erwähnt wird. Was den Menschen ihr Leben hier zur Hölle macht, sind weniger die politischen Umstände, wie man denken könnte, sondern die gesellschaftlichen Traditionen und Zwänge.
Trotz der düsteren Stimmung hat mir das Buch aber gut gefallen.

Originaltitel: Caspian Rain, 317 Seiten, marebuchverlag, €19,90.

Sonntag, 30. November 2008

Im Rausch der Stille - Albert Sánchez Piñol

Hm. Heute hab ich dieses Buch ausgelesen, und irgendwie hat es mich etwas ratlos zurückgelassen. Ich hatte in einer Zeitschrift eine erste Rezension gelesen, die mich nicht so angemacht hat, aber als ich ein bisschen später dann die sehr begeisterte Besprechung hier gefunden habe, hab ich mir das gleich bei Tauschticket angefordert. Aber irgendwie bin ich grade noch unschlüssig, was ich davon halten soll.
Um was gehts?
Der Ich-Erzähler, ein irischer Freiheitskämpfer, bewirbt sich um den Posten eines Wetterbeobachters auf einer sehr, sehr abgelegenen Insel im Südatlantik. Als ihn ein Schiff dort absetzt, findet er als einzigen Menschen nur einen Leuchttumwärter, Batís Caffó vor, der auf ihn zunächst einen wenig geselligen und etwas wunderlichen Eindruck macht. Bereits in der ersten Nacht auf der Insel geschehen seltsame Dinge: Ungeheuer aus dem Meer, halb Menschen, halb Frösche, greifen das Haus an und können nur mit Mühe abgewehrt werden. Auch, weil Caffó auf das Gewehr und die Patronen des Iren angewiesen ist, lässt er ihn schließlich nach einigen Tagen im Leuchtturm wohnen, um nun gemeinsam den Kampf gegen die Ungeheuer aufnehmen zu können. Der Kontakt bleibt aber oberflächlich. Der Ich-Erzähler entbrennt mit der Zeit in nie gekannter Liebe und Leidenschaft zu einer Froschmenschenfrau, die bei Caffó im Leuchtturm lebt, während die Angriffe deren Artgenossen immer heftiger werden...
Fazit: Ich möchte nicht sagen, dass ich das Buch schlecht fand. Es ist gut geschrieben und sehr spannend, aber mit hat sich der tiefere Sinn verborgen: Was will mir der Autor damit sagen? Ich hatte die ganze Zeit und vor allem auf den letzten Seiten dieses Gefühl, dass da irgendeine Bedeutung dahintersteht, aber ich habe es nicht geschafft, wirklich dahinterzusteigen. Ich würde es trotzdem weiterempfehlen, allein aus dem eigennützigen Grund, dass ich dann mit jemandem darüber sprechen und seine Meinung dazu hören könnte...

Originaltitel: "La pell freda", 252 Seiten, Fischer Taschenbuch, €8,95.

Freitag, 21. November 2008

Adrian Mole. The Cappuccino Years - Sue Townsend

Die Adrian Mole-Tagebücher gehören zu meinen absoluten Lieblingsbüchern; die Serie beginnt, als Adrian 13 3/4 Jahre alt ist, in den "Cappuccino Years" ist er 30 1/4. Es gibt u.a. noch einen weiteren Band (Adrian Mole und die Achse des Bösen), und der aktuellste soll dann bald erscheinen. Ich freu mich schon sehr drauf!
Um was gehts? Adrian Mole ist Anfang 30, lebt in Scheidung (und zwischenzeitlich wieder bei seinen Eltern, die aber mit einem befreundeten Paar Partnertausch gemacht haben, also selbst nicht mehr zusammenleben), er hat zwei Söhne (von der Existenz des einen erfährt er aber erst im Laufe des Buchs, da zunächst die Vaterschaft geklärt werden muss) und nur eine wahre Liebe: Pandora, die frischgebackene Labour-Parlamentsabgeordnete, die er schon mit 13 liebte und immer lieben wird (die er aber natürlich nie bekommen wird). Adrian hält sich selbst - im Gegensatz zu seiner restlichen, durch und durch proletarischen Familie - für einen Intellektuellen, er wäre gerne gefeierter Journalist und Autor, hat es aber bisher nur zu Absagen gebracht und schließlich auch seinen Job als Koch in einem etwas, nun ja, eigenartigen Restaurant verloren. Danach ist wird Moderator einer Innereien-Kochsendung, die vormittags im Kabel läuft. Zu alldem kommt noch eine durchgeknallte Verehrerin, die Schwangerschaft seiner Teenie-Schwester und der Tod von Prinzessin Diana, so dass Adrian jede Menge Stoff hat, seine Tagebuchseiten zu füllen.
Fazit: Ach ja, herrlichster britischer Humor! Ich liebe diese Bücher einfach! Adrian stolpert von einer Absurdität zur nächsten, lässt keinen Fettnapf aus und verliert dennoch nicht seinen Glauben an den großen Durchbruch. Dazu gibt es jede Menge überzeichnet-grotesker Charaktere und sehr viel Wortwitz. Zum Verständnis letzterer empfiehlt es sich, ein politisches Grundwissen zu haben, denn häufig gehen die Anspielungen in diese Richtung. Die Familie Mole ist das, was man wohl "dysfunktional" nennt, aber sie wächst einem (vielleicht grade deshalb) sehr schnell ans Herz.

Englischer Verlag: Penguin, deutscher Titel: Die Cappuccino-Jahre: Ein Adrian-Mole Roman, Heyne, €8,95

Sonntag, 16. November 2008

Chronik eines angekündigten Todes - Gabriel García Márquez

War bei uns Schullektüre in Spanisch. Der erste Eindruck (des spanischen Texts): Unverständlich (wer es also auf Spanisch lesen möchte, sollte jedenfalls fortgeschrittene Kenntnisse haben). Also habe ich mir die deutsche Übersetzung gekauft und jetzt nach einiger Zeit auch mal wieder gelesen.
Um was gehts? In einem kleinen Dorf an der kolumbianischen Karibikküste wird eine Hochzeit gefeiert - doch noch in der gleichen Nacht wird die Braut von ihrem Mann wieder in ihr Elternhaus zurückgeschickt, da sie keine Jungfrau mehr war. Ihre Brüder fühlen sich verpflichtet, die Familienehre wiederherzustellen und den "Täter" zu töten. Es wird ein angekündigter Tod insofern, als dass nahezu das gesamte Dorf von diesen Plänen erfährt, nur Santiago Nasar, das Opfer, nicht.
Fazit: Schließlich und endlich gefällt mir dieses Buch doch sehr gut (ist ja bei Schullektüre nicht immer der Fall). Die eigentliche Handlung ist schnell erzählt, doch mit jedem Dorfbewohner, der seine Version von der Geschichte erzählt, und mit jedem Rückblick und Perspektivwechsel gewinnt die Geschichte eine weitere Dimension dazu. Und natürlich stecken hinter alldem Fragen der Moral und der Ehre. Es ist kein Buch, was man mal eben so wegliest, sondern das zum Nachdenken bringt.

Originaltitel: Crónica de una muerte anunciada, 120 Seiten, Kiepenheuer+Witsch, €7,00.

Mittwoch, 12. November 2008

Wer die Kälte liebt - Tilmann Bünz

Ich bin - sozialisiert mit Astrid Lindgren und anderen schwedischen Autoren - heute immer noch Skandinavien-Fan. Angeblich (es soll sogar soziologische Studien über diese Präferenzen geben) findet man den Norden entweder toll oder kann damit nichts anfangen, dafür umso mehr mit Spanien und Italien und wo es sonst noch warm ist. Zu letzter Gruppe gehören meine Eltern, und so habe ich es "erst" im Ohne-Eltern-Verreisen-Alter in den Norden geschafft, zuletzt im vergangenen Sommer. Das letzte Mal ist es auf keinen Fall gewesen!
Bünz war fünf Jahre lang als ARD-Korrespondent in Stockholm und berichtet viel über Schweden, aber auch über andere skandinavische Länder und deren Eigenheiten.
Um was gehts? Einen großen Teil des Buches nimmt die Beschreibung von schwedischen Gewohnheiten und gesellschaftlichen Eigenheiten ein. Dazu kommen Geschichten aus Island, Norwegen sowie den polaren Gebieten Lapplands, Grönlands und Spitzbergens. Einiges hat man bereits gehört, manches ist neu, aber bewusst sollen die "Bullerbü-Klischees", die man als Deutscher gerne von Skandinavien und speziell von Schweden hat, widerlegt werden.
Fazit: Auf jeden Fall eine unterhaltsame Lektüre, für Neulinge, die sich über die nordischen Länder informieren wollen genauso wie für bereits Erfahrene - insofern ist der Titel irreführend, denn wer die beschriebenen Länder bereits kennt, wird vielleicht nur noch wenig Neues erfahren, auf jeden Fall aber das ein oder andere Aha-Erlebnis haben, denn Bünz schreibt auch viel über selbst Erlebtes. Da er mit seiner Familie dort gelebt hat, nimmt Schweden und vor allem die Stockholmer Gegend viel Raum in dem Buch ein. Finnland und Dänemark werden nur am Rande mal erwähnt, und zu Norwegen und Island werden einzelne, schlaglichartige Akzente gesetzt. Das fand ich manchmal ein wenig schade. Aber gibt es trotzdem viel Lustiges, Wissenswertes und Kurioses zu lesen, und man merkt, dass Bünz sehr, sehr gerne in Schweden gelebt hat.

Samstag, 8. November 2008

Lenin kam nur bis Lüdenscheid - Richard David Precht

Ich bin auf dieses Buch eigentlich erst aufmerksam geworden, als vor ein paar Monaten die Verfilmung in die Kinos kam - angeschaut hab ich sie mir nicht, aber mir dann dieses Buch gekauft. Und der Film? Ich schätze, der wird irgendwann auch noch nachkommen.
Um was gehts?
Richard wird 1964 in ein kommunistisches Elternhaus in Westdeutschland hineingeboren. Er hat zwei leibliche und zwei adoptierte Geschwister - letztere wurden von den Eltern unter den Eindrücken des Vietnam-Kriegs nach Deutschland geholt. Für die Kinder müssen Klamotten aus der terre des hommes-Spendenkiste genügen, alles Amerikanische - von TV-Serien über Ketchup bis zur gängigen Musik - ist per se schlecht, dafür ist die DDR das gelobte Land und im Fußball wird Dynamo Kiew angefeuert. Die Precht-Kinder haben keine Tischsitten oder sonstige Manieren, Urlaub wird in Dänemark oder in kommunistischen Pfingstlagern gemacht, und natürlich werden zu Hause anstatt der gerade angesagten Rock- und Popmusik nur linke Liedermachen gehört.
Fazit: Ein schönes, gut zu lesendes Buch, das vor allem durch die vielen lustigen Anekdoten überzeugt. Auch wenn man, wie ich, kein Kind der 70er Jahre ist, hat man doch einen gewissen Wiedererkennungseffekt - zum einen, weil die Geschichte der Familie bis in die frühen 90er nachgezeichnet wird, zum anderen weil man sich selbst an das Typische seiner Kindheit und Jugend erinnert. Darüber hinaus ist das hier eine schöne Zusammenfassung der vorherrschenden Meinungen und der allgemeinen Stimmung in Deutschland damals. Neben ganz privaten Geschehnissen geht es auch immer wieder um die politische Großwetterlage, und immer wieder reflektiert Precht die Meinungen und die Gesinnung der Menschen damals - von dem kleinen Jungen, der alles nachbetet und vor seinen konservativen Lehrern verteidigt, was seine Eltern sagen, entwickelt er sich zu dem Jugendlichen, der doch vieles von damals und die Entwicklungen, die das "Linkssein" gemacht hat, kritisch sieht.

Donnerstag, 6. November 2008

Anmerkungen zu meinen Links

Meine Linktipps stehen bisher arg kommentarlos da, deswegen wollte ich ein paar Worte darüber verlieren, worums da eigentlich geht.

Der ZEIT-Sexblog: Hier geht es, wie der Name schon sagt, um die schönste Nebensache der Welt, man findet auch viele (meistens spaßige) Fundstücke aus dem Netz zum Thema Sex. Aber keine Angst: Hier geht es gesittet zu, es lauern keine versteckten Kosten und
vor Scham erröten muss man auch nicht.
Failblog: Failblog zeigt in Fotos und Videos, was mit Mensch, Tier und Maschine so alles schief gehen kann. Superlustig und offen schadenfroh.
Fudder: Eine Grimmepreis-prämierte Freiburger Community mit lokalen Nachrichten, Partydates und allerlei Reportagen, Galerien und lustigem Kram.
Ich bei Twitter: Mein Twitterfeed. Wer Twitter nicht kennt: www.twitter.com
JuLis Freiburg: Hiermit oute ich mich als Mitglied der Jungen Liberalen, und das ist mein cooler Kreisverband.
Kochfrosch: Der Koch- und Rezepteblog meiner Mehr-oder-weniger-Schwägerin (Verwandtschaftsbezeichnungen sind sowieso überschätzt).
Life goes on in Tehran: Ein sehr schöner Fotoblog eines in den USA aufgewachsenen Iraners, der mittlerweile wieder in Teheran lebt und monatlich Fotos aus seinem Alltag dort postet und kommentiert.

Montag, 3. November 2008

Fräulein Smillas Gespür für Schnee - Peter Høeg

Eigentlich bin ich eine sehr ausdauernde Leserin, sprich: Ich quäle mich meistens auch durch Bücher, die ich nicht so prickelnd finde. Peter Høeg hat es jedoch geschafft, dass ich wirklich mal ein Buch sehr (!) schnell weggelegt habe, das war sein "Plan von der Abschaffung des Dunkel", das fand ich wirklich schrecklich. Aber da ich nun mal "Fräulein Smilla" als Bookcrossing-Buch an der Uni gefunden hatte (lesen wollte ich es sowieso mal, auch wenn ich den Film als eher mittelmäßig in Erinnerung habe), habe ich ihm nun eine zweite Chance gegeben. Und eigentlich bin ich nicht enttäuscht worden.
Um was gehts? Smilla Jaspersen, Tochter einer grönländischen Mutter und eines dänischen Vaters, lebt sehr zurückgezogen in Kopenhagen, sie scheint keiner festen Arbeit nachzugehen, aber dank ihres sehr wohlhabenden Vaters scheint sie auch keine finanzielle Not zu leiden. Ihr einziger Freund, wenn man es so nennen will, ist ein kleiner grönländicher Junge namens Jesaja, der mit seiner alkoholkranken Mutter im selben Haus wohnt. Eines Tages fällt Jesaja jedoch vom Dach in den Tod - ein Unfall beim Spielen, befindet die Polizei und will nicht weiter ermitteln. Smilla bezweifelt diese Theorie jedoch: Jesaja hatte Höhenangst und hätte niemals auf einem so hohen Dach gespielt. Bei der Autopsie wird festgestellt, dass aus Jesajas Oberschenkel nach seinem Tod eine Gewebeprobe entnommen wurde. Wie passt das zusammen? Smilla geht dem auf eigene Faust nach und erkennt bald, dass Jesajas Tod mit der Tatsache zusammenhängen muss, dass sein Vater einige Jahre davor bei einer Grönland-Expedition ums Leben gekommen ist. So tritt der Tod des kleinen Jungen allmählich in einen größeren Zusammenhang, und Smilla erkennt: Die Leute, die damals bei der Expedition dabei waren, scheinen noch ein weiteres Mal nach Grönland reisen zu wollen...
Fazit: Alles in allem kann ich das Buch positiv bewerten, denn es hat Spannung, eine anspruchsvolle Handlung und wohldosierten Witz und Ironie, gemischt mit Gesellschaftskritik. Jedoch zieht sich die Handlung streckenweise
ziemlich, vor allem gegen Ende hin, und die Aufklärung des ganzen Geheimnisses ist vergleichsweise banal. Manchmal hatte ich außerdem Schwierigkeiten, der Handlung komplett zu folgen, Høeg springt von den eigentlichen Geschehnissen über innere Monologe Smillas zu Rückblenden, philosophisch angehauchten Betrachtungen und wieder zurück. Das macht zum einen den Reiz aus, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das nicht jedermanns Sache ist. Die Figur Smilla fand ich durchaus sympathisch, gerade weil sie nicht die typische Krimiheldin ist: Sie ist Einzelgängerin und ziemlich verschroben.
Trotz aller Kritik würde ich dieses Buch vor allem denjenigen empfehlen, die auch mal einen etwas anspruchsvolleren Thriller lesen, der nicht extrem nervenaufreibend ist, sondern eher eine subtile Spannung aufrechterhält.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Achtung, Leseliste

Diese Listen gibt es mittlerweile überall. Gerne in Frauenzeitschriften, und immer läuft es nach dem Schema "Was man getan/probiert/gekauft haben muss, ehe man 30/alt und runzlig/tot ist" (in einer Liste beispielsweise [ja, in einer Frauenzeitschrift] las ich einmal, bis man 30 ist, sollte man mal Sex auf einem Pferderücken und auf einem Baum gehabt haben... Soso.). Ja, und natürlich sind die meisten dieser Listen wohl nicht 100%ig ernst gemeint usw. usf.
Aber dann habe ich die Liste der "454 Bücher, die man gelesen haben muss" entdeckt, und das ist ja sozusagen mein Metier, weswegen ich hier etwas dazu schreiben will. Der liberale Geist in mir störte sich an dem Imperativ, aber zunächst fand ich das eine gute Idee und es hat mich inspiriert, mir auch mal Gedanken um meine "Top 10" zu machen - also die Bücher, die jeder meiner Meinung gelesen haben sollte, weil sie mir so gut gefallen haben.
Tja, und schon tu ich mir schwer. Einfallen würde mir wohl noch vieles, wahrscheinlich mehr als 10 Titel. Und es gibt verschiedene Gründe: Manche Bücher haben einfach Spaß gemacht, vielleicht waren sie Urlaubslektüre an einem schönen Fleckchen der Welt. Manche Bücher waren schlicht und einfach wahr. Und manche Bücher sind in einer wunderbaren Sprache geschrieben, absolut lustig oder ein schönes Geschenk gewesen. Aber nicht so viele davon würde ich einer großen Masse empfehlen, weil ich schon weiß, dass sie sicherlich nicht unbedingt den Geschmack eines jeden treffen. So findet sich auf dieser 454-Bücher-Liste beispielsweise auch ein Buch von Dieter Nuhr wieder, der ja ganz lustig sein mag, von dessen Buch ich aber glaube, dass ich auch dann dereinst in Frieden sterben kann, wenn ich es nicht gelesen habe.
Was ich sagen will: Die Geschmäcker gehen sehr weit auseinander. Auch die Buddenbrooks stehen auf genannter Liste. Ich habe mich vor ein paar Jahren wirklich durchgequält (auch und vor allem aus dem Grund, da es ja ein Klassiker ist und man mitreden will) und wusste am Ende nicht, was es mir jetzt gebracht hat. Klar tut es sicher mal ganz gut, bestimmte Werke gelesen zu haben, aber es ist die Frage, ob es nicht kontraproduktiv weil abschreckend ist, ellenlange Leselisten zu produzieren mit dem verbindlichen Kanon, ohne den man unmöglich Bildungsbürger und smalltalk-tauglich sein kann.
Letzten Endes mag man sich Anregungen holen, wo man das möchte. Ich persönlich lasse mir gerne Bücher empfehlen von Freunden, ich stöbere gerne in Buchläden, Zeitschriften oder in Bücherblogs nach Werken, die mir gefallen könnten. Aber bitte verschont mich mit diesen "Bücher, die man gelesen haben muss"-Listen (zumal meine eigene Liste da schon lang genug ist).
Und für Sex auf Bäumen kann ich mich auch grad nicht so begeistern.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Der grüne Daumen - Julia Kospach und Christopher Fellehner

Heute mittag habe ich unseren Balkon schon ein wenig winterfit gemacht - und bei der Frage, wie denn jetzt genau die Rose zurückzuschneiden ist, habe ich in diesem Büchlein nachgeschlagen.
Um was gehts? "Der grüne Daumen" ist ein Buch, das sich speziell an Menschen richtet, die vorher noch nie wirklich gegärtnert haben, nun aber ihren Balkon, ihre Terrasse oder ihre Fensterbank begrünen möchten. Aber auch bereits erfahrene Gärtner können noch Neues erfahren: Es gibt Empfehlungen zu wichtigen Accessoires, Pflege- und Schädlingsbekämpfungstipps sowie eine kleine Pflanzenkunde und einiges mehr.
Fazit: Gut ist, dass es hier sogar Tipps für die schmalste, schattigste Fensterbank gibt, und das Ganze wird so erklärt, dass man sich ja nicht mit zuviel Scheu an die Arbeit macht, denn: so schwer ist das alles gar nicht! Manchmal gefehlt haben mir Fotos, vor allem bei den Beschreibungen der verschiedenen Pflanzen und Blumen.

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Mein erstes Stöckchen...

Habe hier ein Lesegewohnheitsstöckchen mitgenommen, das ich (zur Überbrückung, bis ich Fräulein Smilla ausgelesen habe - das kann noch ein wenig dauern) hier mal beantworten werde.

1. Zu welcher Tages- oder Nachtzeit liest du am liebsten?

Ich lese gerne beim Frühstück. Ansonsten natürlich immer gern, es ist vor allem eine Zeitfrage.

2. Wo liest du?

Wo ich kann und Zeit habe.

3. Wenn du ihm Bett liest (liegend), liegst du am liebsten auf dem Rücken oder auf dem Bauch?

Am liebsten auf der Seite.

4. Welche Art von Büchern liest du am liebsten?

Zuerst einmal, was ich gar nicht gern lese: Frauenbücher! Das geht gar nicht, ich komme mir da irgendwie immer verarscht vor. Ansonsten kann ich mich meistens für Lustiges (meist subtil-ironisch und nicht allzu plump) und Spannendes begeistern. Es darf gern (zumindest am Rande) um gesellschaftliche und politische Themen gehen. Sachbücher in Maßen, dann aber gern. Auch Fremdsprachliches darf es ab und an gerne sein.

5. Welches Buch hast du zuletzt gekauft?

"Lenin kam nur bis Lüdenscheid".

6. Was hast du zuletzt gelesen?

"Gut gegen Nordwind".

7. Was liest du im Moment?

"Fräulein Smillas Gespür für Schnee" sowie immer mal wieder "Hemsöborna" als Schwedischlern-Ausgabe (und fairerweise muss man als Drittes ein Deutsch-Schwedisches Wörterbuch nennen...).

8. Benutzt du Lesezeichen oder knickst du die Seiten (Eselsohren)? Wenn du ein Lesezeichen benutzt, was benutzt du?

Lesezeichen, und ich benutze: Lesezeichen.

9. Was hältst du von Hörbüchern?

Kann mich nicht dafür begeistern. Ich lese lieber "aktiv", ich mag es, wenn ich mein Tempo beim Lesen habe und dabei auch was in der Hand. Außerdem erfasse ich die Sachen besser, wenn ich sie sehe.

10. Und was hältst du von eBooks?

Bisher nicht. Für technische Spielereien bin ich sonst zwar durchaus zu haben, aber noch kann ich mir nicht vorstellen, dass das Lesen eines eBooks so angenehm und entspannend ist wie das eines echten Buchs.


So, wer will, kann sich dieses Stöckchen gerne mitnehmen!

Samstag, 18. Oktober 2008

Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Merkt man es diesem Blog an, dass ich grade ein paar freie Tage habe? Schon wieder ein neues Buch (wobei ich sagen muss, dass die letzten paar Bücher jeweils relativ dünn und gut zu lesen waren, da gehts natürlich auch schneller...).
Um was gehts? Emmi möchte eigentlich nur ein Zeitschriften-Abo kündigen, durch einen Tippfehler in der Adresse landen ihre E-Mails allerdings bei Leo. Die beiden kennen sich nicht, und es entwickelt sich allmählich etwas, was man altmodisch vielleicht noch am ehesten als Brieffreundschaft bezeichnen könnte: Sie schreiben sich meistens mehrere Mails pro Tag und werden dabei immer privater - ohne sich jedoch alles voneinander zu erzählen. Alles könnte nun so einfach sein: Man trifft sich, verliebt sich und bleibt dies bis ans Lebensende. Doch Leo ist noch nicht über seine Ex hinweg, und Emmi ist glücklich verheiratet. Außerdem schrecken die beiden vor einem - wenn auch rein freundschaftlichen - Treffen zurück, denn: Kann diese Begegnung nicht vielleicht sehr schnell die Fantasiebilder zerstören, die sich beide vom anderen gemacht haben? Und sind sie nicht doch glücklicher mit dem virtuellen Gegenüber?
Fazit: Zuerst war ich etwas skeptisch, weil die Story doch etwas kitschig klang, à la "E-Mail für dich", mit Happy End und Vorhersehbarkeit ab der 10. Seite. Aber die Geschichte entspricht dem eben nicht, und das macht ihren Reiz aus. Es geht nicht in erster Linie darum, sich möglichst bald zu treffen und in der Kiste zu landen, (mal mehr, mal weniger) konsequent sparen sogar beide die Themen aus, wo sie allzu viel über sich preisgeben und über den anderen erfahren könnten. Die Unterhaltungen sind eine eigenartige Mischung aus Intimität und Distanz (das fast duchgängige "Sie" ist ein Beispiel dafür), und manchmal möchte man den beiden zurufen: "Jetzt trefft euch doch endlich und macht nicht so ein Theater!", aber im nächsten Moment denkt man sich: Eigentlich ist es gar nicht so blöd, wie sich die beiden verhalten. Sie brauchen eine Weile, bis sie es ausgesprochen haben: Sie lieben sich, auf ihre Art und sicherlich nicht romantisch-konventionell. Und das macht dieses Buch so angenehm un-kitschig und irgendwie - interessant.

Freitag, 17. Oktober 2008

Balzac und die kleine chinesische Schneiderin - Dai Sijie

Die Hausarbeiten sind abgegeben, das Leben hat mich wieder - sozusagen. Und gleich habe ich mich voller Genuss daran gemacht, mal wieder etwas ganz und gar Unwissenschaftliches zu lesen.
Um was gehts? Der Ich-Erzähler und sein bester Freund Luo werden Anfang der 70er Jahre zur "Umerziehung" in die Provinz Sichuan geschickt. Da sie beide die Söhne von in Ungnade gefallenen Intellektuellen sind, besteht nur ein
e sehr kleine Chance, in absehbarer Zeit wieder in die Stadt zurückkehren zu dürfen. Hoffnung verspricht nur der gut gehütete Koffer mit europäischer Literatur, den ein Leidensgenosse (mit dem schön bildhaften Namen "Brillenschang") mitgebracht hat - zu Zeiten Maos war alle westliche Literatur verboten, weswegen die beiden versuchen, durch Tricks und schließlich sogar durch einen Diebstahl an die Werke von Balzac, Dumas, Flaubert und anderen großen Schriftstellern zu kommen, die ihnen Trost und Hoffnung verheißen. Doch es gibt noch einen Lichtblick: Die schöne kleine Schneiderin aus dem Nachbardorf wird bald die Freundin der beiden und die Geliebte Luos.
Fazit: Leider hab ich das Buch eigentlich viel zu schnell ausgelesen. Es liest sich wunderbar leicht, so dass man sich die meiste Zeit des harten Schicksals der beiden Jungs gar nicht so bewusst ist. Es gibt viele Beschreibungen des Alltagslebens im Dorf, mit so mancher lustigen Anekdote und mit sympathischen Charakteren. Durchaus ein schönes Buch!

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Aus fremden Federn

Ach ja, diesen Beitrag wollte ich euch (schon seit längerem, immer mal wieder) wärmstens empfehlen:

http://blog.zeit.de/seitenblick/2008/09/25/ist-mein-hintern-wirklich-so-dick_94

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Kleine Geschichte Südafrikas - Albrecht Hagemann

Wir bleiben im (beim?) Themenkreis Südafrika - zum einen, da ich gerade meine Hausarbeit über die südafrikanische Wahrheits- und Versöhnungskommission schreibe, zum anderen, da ich aus ebendiesem Grund nicht wirklich viel Nicht-Wissenschaftliches lesen kann - und dieses Buch fiel mir wieder in die Hände, als ich was nachschlagen musste. Ach ja: Der Bücherstapel auf dem Foto ist nur ein kleiner Ausschnitt, in Wirklichkeit habe ich so etwa 30 Bücher daheim oder im Schließfach verteilt, dazu kommen noch seitenweise Kopien... Aber daran stört mich eigentlich nur, dass meine Liste von Büchern, die ich gerne lesen möchte, immer länger wird (und auch sonst viele Sachen liegenbleiben), denn, wie ihr vielleicht schon wisst, habe ich einen gewissen Südafrika-Tick. Ich war dort für ein halbes Jahr auf der Schule, und da lernt man zum einen das Land lieben (zumal ich in Kapstadt war, was nicht umsonst "Das schönste Ende der Welt" genannt wird), zum anderen führt kaum ein Weg dran vorbei, sich mit Geschichte und Gesellschaft auseinanderzusetzen, weil die Auswirkungen der Apartheid immer noch sehr gut sichtbar sind. Und um mehr zu erfahren, habe ich mir mal dieses Buch gekauft ("Long Walk to Freedom" war natürlich auch schon dran, ist dann fast schon klar).
Um was gehts? Wie der Titel schon sagt. Die Geschichte Südafrikas wird nachvollzogen von den Ureinwohnern (ach, ich weiß einfach nie, was man denn jetzt sagen soll... Indigene Völker? Ihr versteht mich ja) über die erste Besiedlung durch die Europäer bis zur Apartheid und deren Überwindung.
Fazit: Ein wirklich schönes Buch, vor allem zum Einstieg in die südafrikanische Geschichte. Und das lohnt sich, denn schließlich werden wir in Zukunft einiges über Südafrika hören: Nächstes Jahr wird ein neuer Präsident gewählt, was angesichts der politischen Turbulenzen wohl auch noch spannend werden wird, mal ganz zu schweigen von der WM 2010 (und der spannenden Frage: Schaffen sies? Ich sage: Ja, das werden sie. Wetten werden angenommen). Jedenfalls ist dieses Buch hier angenehm zu lesen, das Wichtigste steht drin und zum Weiterlesen gibt es eine Bibliografie am Schluss.

Samstag, 4. Oktober 2008

Schande - J.M. Coetzee

Bei dem Label "Literatur-Nobelpreis" denke ich irgendwie immer erstmal, dass die entsprechenden Bücher schwer zu verstehen und daher auch nicht angenehm zu lesen sind - aber da ich mich sehr für Südafrika interessiere und dieser Roman dort spielt, habe ich nun auch mal dieses Buch gelesen - und es nicht bereut.
Um was gehts? David Lurie ist Literaturprofessor in Kapstadt, zweimal geschieden und hatte bisher auf den ersten Blick keine Probleme, seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Doch nach einer Affäre mit Melanie, einer Studentin, fällt er in Ungnade, verliert seinen Job und macht sich daher auf, seine Tochter zu besuchen, die alleine auf einer kleinen abgelegenen Farm im Ostkap lebt. Eines Tages werden sie dort brutal überfallen und kommen, gemessen an der sonst üblichen Vorgehensweise der Gangster, recht glimpflich davon. Wie sieht aber das "Danach" aus? Es geht schließlich weniger um die konkrete Verfolgung dieses Verbrechens, sondern immer mehr um das Leben mit den Auswirkungen - und David muss sich mit der Frage auseinandersetzen, wie sein neues Leben aussehen soll.
Fazit: Ich glaube kaum, dass ich hier ein vollständiges Fazit schreiben könnte. Über dieses Buch müsste man diskutieren, es steckt voller Metaphern und verschiedener Erzählebenen, die man wahrscheinlich auch erst nach und nach alle entdecken und verstehen kann. Philosophisches über das Älterwerden, das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern sowie über Schuld und Verzeihen wird thematisiert - und natürlich geht es um das "neue" Südafrika, das demokratische und freie Südafrika, in dem die Apartheid immernoch präsent ist. Manche dieser Zwischentöne hört man vielleicht nur heraus, wenn man sich mit dem Land auskennt, aber trotzdem ist es nicht nur ein Buch für diejenigen, die sich schon mit dem Land beschäftigt haben. Warum die Protagonisten so handeln, das konnte ich manchmal nicht komplett nachvollziehen, aber vielleicht ist es auch mal reizvoll, wenn sich nicht alle Erwartungen an eine Handlung erfüllen? Ich kann dieses Buch jedenfalls guten Gewissens empfehlen.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Die Präsidentin - Anne Holt

Man sollte nicht meinen Fehler wiederholen und dieses Buch in der Hausarbeits-Endphase lesen... Dafür ist es nämlich zu spannend.
Um was gehts?
Helen Lahrdal Bentley, die neu gewählte Präsidentin der USA, kommt zu ihrem ersten Staatsbesuch nach Norwegen, dem Land ihrer Vorfahren, und das ausgerechnet am 17. Mai, dem Nationalfeiertag. Doch als die Präsidentin am ersten Morgen ihres Besuchs aus ihrer Suite abgeholt werden soll, ist sie spurlos verschwunden. Die Kameras im Gang vor ihrer Zimmertür zeigen keine Einbrecher, es gibt nur eine Nachricht im leeren Zimmer: "Wir haben sie. Wir werden uns melden". Bald gehen erste Zeugenaussagen ein: Verschiedene Menschen haben unabhängig voneinander die Präsidentin in Begleitung zweier Männer gesehen, allerdings verteilt über Orte in ganz Südnorwegen. Die Ermittlungen werden nicht einfacher gemacht, da nicht nur die Osloer Polizei, sondern auch der Secret Service und das FBI eigenständig ermitteln und die Zusammenarbeit sich nicht wirklich einfach gestaltet. In den USA ist man derweil auf das Schlimmste gefasst...
Fazit: Dieser Krimi ist ein (achtung, Anglizismus) echter pageturner. Dazu beigetragen hat auch die Tatsache, dass am Anfang viele Charaktere eingeführt werden, die zwar in der Handlung immer wieder auftauchen, deren Rolle in dem Ganzen aber erst sehr spät klar wird. "Schuld" daran sind auch die vielen falschen Fährten und Andeutungen, die im Laufe der Handlung immer wieder in die Handlung eingewoben werden. Am Ende löst sich nicht alles in Wohlgefallen auf, was allerdings auch die Gegner von offenen Enden nicht verschrecken sollte (denn ein klassisches offenes Ende ist es dann auch wieder nicht...). Also am besten einfach selbst lesen, es lohnt sich!

Freitag, 26. September 2008

Herr Lehmann - Sven Regener

Jetzt konnte ich auch endlich mal diese Bildungslücke schließen: Herr Lehmann.
Um was gehts? Herr Lehmann (der eigentlich lieber Frank genannt werden würde, dessen Freunde aber finden, dass er dafür schon ein bisschen zu alt ist) wohnt in Berlin ist eigentlich auf den ersten Blick nicht sonderlich zu beneiden: Er ist zwar fast 30, arbeitet aber trotzdem noch nachts in einer Kneipe. Sonst gibt es über sein Leben auch nicht sonderlich viel zu sagen, aber Herr Lehmann ist sehr zufrieden damit, denn große Ansprüche hat er nicht. Doch kurz vor seinem Geburtstag kommt es plötzlich hart auf hart: Herr Lehmann begegnet der tollsten Frau überhaupt, die ihn zwar auch liebt, aber nicht in ihn verliebt ist, seine Eltern wollen plötzlich zu Besuch kommen und verlangen von ihm auch noch, dass er der Ostverwandtschaft Westgeld überbringt, und sein bester Freund Karl benimmt sich plötzlich auch ziemlich seltsam. Und ganz nebenbei fällt dann auch noch die Mauer, denn es ist 1989...

Fazit: Zwar dachte ich, dass ich seit der Zwangslektüre von "Moon Palace" nichts mehr für solche Typen wie Herr Lehmann übrig hätte, aber (falls man hier überhaupt einen Vergleich anstellen sollte/könnte - da wäre ein Literaturwissenschaftler gefragt) Herr Lehmann ist einfach ein sehr sympathischer Typ. Es passiert zwar nicht allzu viel, das wird aber wettgemacht durch viele komische Situationen, lustige Charaktere und manchmal verquere, aber doch lesenswerte innere Monologe Herr Lehmanns. Das einzige, was ich nicht verstanden habe, ist, wieso das Buch regelrecht gehypt wurde bzw. immernoch wird - aber eine schön unterhaltsame Lektüre ist es auf jeden Fall!

Dienstag, 23. September 2008

Persepolis - Marjane Satrapi

Denen, die mich kennen, werde ich sicherlich schonmal persönlich von Persepolis vorgeschwärmt haben, für alle anderen gibts hier nochmal einen Blogeintrag (ich will zwar vorwiegend aktuell gelesene Bücher vorstellen, aber ab und zu wirds auch Ausnahmen geben - wie für dieses hier).
Um was gehts? Der erste Band hat den Untertitel "Eine Kindheit im Iran", und so lernt man Marjane kennen, die behütet und sorglos im Teheran der späten 70er Jahre aufwächst - oder, sagen wir, sorglos aufwachsen könnte, wenn sie nicht früh die Demonstrationen gegen den Schah miterleben würde. Durch ihre liberal-bürgerlichen Eltern und ihren Onkel, einen Kommunisten, der lange inhaftiert war, kommt sie früh mit den politischen Zusammenhängen in ihrer Heimat in Kontakt. Es wird für das vorlaute Mädchen nicht leichter, als die Mullahs unter Ayatollah Khomeini an die Macht kommen und als kurz darauf der Krieg mit dem Irak ausbricht. Als Marjane 14 Jahre alt ist, beschließen ihre Eltern, sie nach Österreich auf die Schule zu schicken, damit sie dort sicher aufwachsen kann. Von dem Leben dort, den Schwierigkeiten in einer fremden Kultur und der Rückkehr nach Teheran erzählt dann der zweite Band "Jugendjahre".
Fazit: Ich bin (abgesehen von der Micky-Maus-Phase meiner Kindheit, die wohl jeder irgendwie mal hatte) nicht wirklich die Comic-Leserin, aber Persepolis ist wirklich toll. Die Zeichnungen sind ganz einfach in schwarz-weiß gehalten, aber trotzdem - oder gerade deswegen - wirkt die Geschichte immer sehr eindringlich. Eigentlich sind diese Comics harte Kost: Es geht um Unfreiheit, Krieg, politische Unterdrückung und sogar Folter und Mord, aber Satrapi schafft es wirklich immer wieder, einen zum Schmunzeln zu bringen und zu zeigen, wie sich die Menschen trotz allem Leid ihre Nischen schaffen, in denen sie zumindest für kurze Zeit glücklich sind. Vor allem sind diese Comics eine gute Gelegenheit, mehr über den heutigen Iran und die Menschen dort zu erfahren - manchmal wird man sicher überrascht sein.
Im Übrigen ist auch die Verfilmung sehenswert!

Sonntag, 21. September 2008

Bookcrossing

Möglichkeit #2 nach Tauschticket, die man in Betracht ziehen kann, wenn man Platz für neue Bücher braucht, ist für mich Bookcrossing. Das mache ich nicht ganz intensiv, aber ab und zu dafür umso lieber.
Worum geht es da? Die Idee hinter Bookcrossing ist, dass man die Bücher, die man besitzt und gerne liest (oder die man nicht gerne gelesen hat oder die zuviel Platz im Regal einnehmen oder aus was für Gründen auch immer den Besitzer wechseln sollen), an andere Leute weitergibt - und dabei quasi die ganze Umgebung zur Bibliothek macht. Naja, das klingt jetzt nicht sonderlich anschaulich, deswegen noch etwas genauer:
In der Praxis sieht das so aus: Man registriert ein Buch, dass man weggeben möchte, bei www.bookcrossing.com, wo man auch eine Beschreibung des Buches hinterlassen kann (naja, natürlich muss man sich selbst vorher auch registrieren, das ist aber unkompliziert). Jedes Buch bekommt eine Nummer, BCID genannt. Diese schreibt man vorne ins Buch rein, zusammen mit einer kurzen Notiz, dass das Buch bei Bookcrossing registriert ist. Für diese Notiz kann man auch vorgefertigte Sticker runterladen und ausdrucken, das erspart diese Arbeit.
Dann legt man das Buch irgendwo in der Öffentlichkeit aus - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Es kann im Uni-Hörsaal, in der Straßenbahn, im Wald oder in einem fremden Briefkasten sein, wichtig ist nur, dass man das Buch eben vorher registriert und dann auch angibt, wo und wann genau man es "freilässt". Das wird dann online veröffentlicht, und jeder kann es sehen und "auf die Jagd" gehen.
Wer das Buch findet, gibt die BCID-Nummer auf der Homepage an und schreibt einen kurzen Journal-Eintrag. Dann kann er es lesen und im Idealfall wieder frei lassen, so dass es immer weiterreisen kann.
Klar, das funktioniert nicht immer so gut, oft gehen die Bücher auch verloren oder die Finder melden es erst viel später, aber trotzdem ist es immer wieder spannend, dass man nie genau weiß, wer das Buch dann findet und wo es landen wird. Mittlerweile gibt es in vielen Städten Meet-Ups, wo sich dann Bookcrosser in einem Café etc. treffen und dort viele Bücher freilassen, es gibt BookRings und -Rays, wo ein Buch kettenbriefartig immer weitergeschickt wird und so weiter. Man kann ein Buch auch gezielt an Freunde verschicken oder in deren Wohnungen liegenlassen, wenn man zu Besuch ist. Und immer gibt es im Netz eine Liste, wo gerade Bücher unterwegs sind.
Es soll wohl auch Leute geben, die für dieses Hobby extra Bücherkisten bei eBay bestellen, nur, um wieder viel Material zum bookcrossen zu haben - aber so weit bin ich da noch nicht. Auch bei Meet-Ups war ich noch nicht dabei.
Ich finde es eine ganz lustige Sache. Vor einigen Wochen habe ich ein Buch in Freiburg an der Uni gefunden, habe es in den Schwedenurlaub mitgenommen, wo es tatsächlich gefunden wurde - aktuell befindet es sich in der Nähe von Stockholm. Ein weiteres Buch, dass ich in Frankfurt am Flughafen ausgelegt hatte, reiste nach Vietnam (wo sich leider seine Spuren verloren haben). Und vor ein paar Tagen habe ich dann (auch an der Uni) ganz überraschend ein Buch gefunden - "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", das ich sowieso mal lesen wollte. Darüber werde ich hier dann natürlich auch berichten!

Freitag, 19. September 2008

Tödliche Lügen - Gemma O'Connor

Zu allererst muss ich sagen: Ich persönlich bin ja Fan von unerwarteten Wendungen in Romanen - und dieses hier hat tatsächlich so eine Wendung. Zwar kommt diese nicht so ganz kurz vor Schluss, aber durch den speziellen Erzählstil wird die Spannung gehalten.
Um was geht's? Grace Hartfield wird in London von ihrem Mann Reggie verlassen. Als sie eines Tages ein Anwaltsschreiben im Briefkasten hat, denkt sie auch sofort an eine Nachricht von Reggie - doch ein Anwalt aus Dublin teilt ihr mit, ihre Schwester Eileen Lacey sei verstorben und sie sei die letzte lebende Verwandte. Grace hielt ihre Schwester seit 30 Jahren für tot, und so ist sie erstaunt, als sie erfährt, dass sich auch ihre bis dato unbekannte Nichte, Bid Lacey, wenige Tage nach Eileens Tod das Leben genommen hat, obwohl sie bald heiraten wollte und ein Kind erwartete. Wie hängen diese beiden Ereignisse zusammen? Mehr und mehr taucht Grace in das Leben der beiden Frauen ein, um festzustellen, wie viel von ihrer Kindheit sie verdrängt hat - und dass diese Dinge beinahe ihr Leben zerstört hätten.
Fazit: Gut gefallen hat mir an diesem Buch, dass diese Geschichte aus der Sicht von Grace, Bid und Eileen erzählt wird, dass man also in zahlreichen Rückblenden und aus wechselnden Perspektiven nach und nach den Zusammenhang erkennen kann.
Diese Technik sorgt andererseits für die ein oder andere Länge, vor allem an Anfang - zum Schluss des Buches hin verstärkt dies jedoch noch die Spannung.
In gleichem Maße, wie Grace nach und nach hinter die wahre Geschichte hinter alldem aufdeckt, sieht man zu, wie Eileen und Bid in ihr Verderben laufen - auf den letzten 100 Seiten wird es dann richtig spannend.

Montag, 15. September 2008

Tauschticket

Ich brauch es eigentlich gar nicht zu sagen, was das größte Problem von uns Gern-und-Viel-Lesern ist: Irgendwann hat man sehr, sehr viele Bücher, aber selten verfügt man über einen Extra-Raum, den man schnell mal zur Bibliothek umfunktionieren könnte (Anmerkung: Dieses Problem wird auch hier angesprochen... Failblog ist einfach und immer wieder wunderbar!).
Wer keine Zeit hat, seine Wochenenden auf dem Flohmarkt zu verbringen und auch keine Bücher einfach so wegschmeißen kann, dem sei Tauschticket wärmstens empfohlen.
Tauschticket ist ein Portal, auf dem man Bücher, aber auch Filme, Musik und PC-Spiele gegeneinander eintauschen kann.
Das funktioniert so: Du stellst ein Buch dort ein, mit Beschreibung, ggf. einem Bild und weiteren Infos. Dann legst du eine Anzahl "Tickets" fest, das ist die interne Währung auf TT. Ein Buch kann zwischen 1 und 5 Tickets "kosten". Sagen wir, für dein Buch setzt du einen Preis von 3 Tickets fest. Nun findet ein anderes Mitglied das eingestellte Buch (man kann direkt suchen oder auch einen Katalog durchstöbern bzw. nach Schlagworten suchen) und fordert es an. Diese Anforderung musst du bestätigen, dann werden dir diese 3 Tickets gutgeschrieben (und demjenigen, der es angefordert hat, von seinem Konto abgezogen).
Diese 3 Tickets kannst du nun auf den Seiten von Tauschticket gegen andere Artikel eintauschen.
Natürlich solltest du nun so bald wie möglich das Buch verschicken - das Porto zahlt in allen Fällen derjenige, der das angeforderte Buch verschickt; wer ein Buch anfordert, bekommt es also immer kostenlos.
Wenn das angeforderte Buch angekommen ist, wird der frühere Besitzer bewertet; anhand dieses Bewertungsprofils können andere Nutzer entscheiden, ob sie bei einem Mitglied tauschen wollen oder lieber nicht.
Die Tickets können, das sollte klargestellt werden, nicht gekauft werden, sondern man bekommt sie nur, wenn man selbst Artikel eintauscht. Alles funktioniert also ohne Geld.
Finde ich eine sehr gute Idee, habe schon viel getauscht und war immer zufrieden mit den Sachen. (Nicht nur) für Vielleser sehr empfehlenswert!

Samstag, 13. September 2008

Neue deutsche Mädchen - Elisabeth Raether/Jana Hensel

Das hier ist zwar durchaus ein Buch, das zur neueren Feminismus-Debatte beitragen will, es sollte allerdings absolut nicht nur als "Frauenbuch" verstanden werden - auch Männer können es lesen und grundsätzlich jeder, der sich auch schon darüber Gedanken gemacht hat, was es bedeutet, heute eine Frau zu sein.
Um was gehts? Das Buch versammelt sehr persönliche Kurzgeschichten, die jeweils von einer der beiden Co-Autorinnen im Wechsel geschrieben wurden und um Themen kreisen wie Beruf, Affären, feste Beziehungen, Sex, Geld und Kindheit. Es geht immer nur um Ausschnitte aus den jeweiligen Lebenswirklichkeiten, und es wird nicht nur beschrieben, sondern auch reflektiert: Warum habe ich damals so gehandelt? Wie stehen meine Lebenserfahrungen im Zusammenhang mit denen von anderen Frauen? Welche Rolle spielt mein Frausein in alldem?
Fazit: Lesen kann man dieses Buch auch dann, wenn man sich vorher noch nie Gedanken gemacht hat über Themen wie Feminismus und Geschlechterrollen und auch dann, wenn man mit dem Feminismus nichts am Hut hat. Dann kann man hier erste Anregungen bekommen, um was sich die aktuelle Diskussion dreht, und das ohne penetrantes Binnen-I. Dieses Buch erhebt sicherlich nicht den Anspruch, ein Stimmungsbild aller Frauen in Deutschland zu zeichnen. Es geht nur um junge, gut ausgebildete Frauen in einer Großstadt (Berlin, na klar. Manchmal ist diese Berlin-Coolness für meinen Geschmack etwas zu penetrant geraten).
Mir jedenfalls hat das Lesen Spaß gemacht, weil es einerseits schön zu lesen war, andererseits auch zum Nachdenken anregt und den ein oder anderen "klugen" Satz enthält.

Für jede Lösung ein Problem - Kerstin Gier

Ich starte mit recht leichter Kost - eine Freundin hat mir dieses Buch ausgeliehen, weil sie meinte, sie hätte es nicht mehr aus der Hand legen können, weil sie es so lustig fand.
Und: Sie hatte Recht. Dieses Buch hat zwar keine ausgeklügelte Handlung, die Sprache ist nicht besonders elegant, und die Geschichte ist schnell erzählt. Aber es ist einfach nur total lustig und super zum Entspannen!
Um was gehts? Gerri ist die typische Anti-Heldin: Sie schreibt Groschenromane, ist schon sehr lang im heiratsfähigen Alter, hat aber irgendwie kein rechtes Glück mit Männern, ihren Eltern ist sie offenbar peinlich... da kommt es wie ein Wink des Himmels, dass ihre Mutter sie bittet, einen Karton voll alter Medikamente in die Apotheke zurückzubringen...
Der Suizidversuch mit einer Tablettenmixtur geht jedoch schief, was an sich vielleicht nicht so schlimm wäre - hätte Gerri nicht die Idee gehabt, vor ihrem Selbstmord einigen Leuten per Abschiedbrief mal so richtig die Meinung zu sagen. Sie muss nun also nicht nur ihr Leben wieder in den Griff kriegen, sondern damit zurechtkommen, dass nun Freunde und Verwandte wissen, was sie wirklich von ihnen denkt...
Fazit: Klar, wer Tiefsinn und große Literatur sucht, sollte sich woanders umsehen, das hier ist einfach nur Unterhaltung. Es gibt skurrile Charaktere, viel Slapstick und - natürlich - ein Happy End. Und ich habe mich köstlich amüsiert!

Los gehts...

Jetzt habe ich also beschlossen, mich an einem Blog zu versuchen (und das auch möglichst konstant...). Es soll aber nicht um uninteressante Alltagsgeschichten von mir gehen, sondern um etwas, was ich schon (fast) immer gern getan habe: Ums Lesen.
Ich will hier die Bücher vorstellen, die ich lese (vielleicht nicht alle, aber jedenfalls einige), um euch
anzuregen - oder zu warnen, womit ihr eure Zeit besser nicht verschwenden solltet?
Jedenfalls würde es mich freuen, wenn ihr dabei bleibt und euch - zumindest ab und zu - von mir inspirieren lasst...
Viel Spaß!
 
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