Samstag, 18. Oktober 2008

Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Merkt man es diesem Blog an, dass ich grade ein paar freie Tage habe? Schon wieder ein neues Buch (wobei ich sagen muss, dass die letzten paar Bücher jeweils relativ dünn und gut zu lesen waren, da gehts natürlich auch schneller...).
Um was gehts? Emmi möchte eigentlich nur ein Zeitschriften-Abo kündigen, durch einen Tippfehler in der Adresse landen ihre E-Mails allerdings bei Leo. Die beiden kennen sich nicht, und es entwickelt sich allmählich etwas, was man altmodisch vielleicht noch am ehesten als Brieffreundschaft bezeichnen könnte: Sie schreiben sich meistens mehrere Mails pro Tag und werden dabei immer privater - ohne sich jedoch alles voneinander zu erzählen. Alles könnte nun so einfach sein: Man trifft sich, verliebt sich und bleibt dies bis ans Lebensende. Doch Leo ist noch nicht über seine Ex hinweg, und Emmi ist glücklich verheiratet. Außerdem schrecken die beiden vor einem - wenn auch rein freundschaftlichen - Treffen zurück, denn: Kann diese Begegnung nicht vielleicht sehr schnell die Fantasiebilder zerstören, die sich beide vom anderen gemacht haben? Und sind sie nicht doch glücklicher mit dem virtuellen Gegenüber?
Fazit: Zuerst war ich etwas skeptisch, weil die Story doch etwas kitschig klang, à la "E-Mail für dich", mit Happy End und Vorhersehbarkeit ab der 10. Seite. Aber die Geschichte entspricht dem eben nicht, und das macht ihren Reiz aus. Es geht nicht in erster Linie darum, sich möglichst bald zu treffen und in der Kiste zu landen, (mal mehr, mal weniger) konsequent sparen sogar beide die Themen aus, wo sie allzu viel über sich preisgeben und über den anderen erfahren könnten. Die Unterhaltungen sind eine eigenartige Mischung aus Intimität und Distanz (das fast duchgängige "Sie" ist ein Beispiel dafür), und manchmal möchte man den beiden zurufen: "Jetzt trefft euch doch endlich und macht nicht so ein Theater!", aber im nächsten Moment denkt man sich: Eigentlich ist es gar nicht so blöd, wie sich die beiden verhalten. Sie brauchen eine Weile, bis sie es ausgesprochen haben: Sie lieben sich, auf ihre Art und sicherlich nicht romantisch-konventionell. Und das macht dieses Buch so angenehm un-kitschig und irgendwie - interessant.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Den Nordwind habe ich auch gelesen (und vorgestellt...), in etwa mit dem gleichen Tenor. Ich denke, solche Bekanntschaften, ja: Lieben, können sich in der Tat auch durch dieses rein virtuelle Medium, entwickeln - nur: man weiß nicht, was oder wen man liebt, den Menschen hinter dem Bildschirm, den man nicht kennt, oder das Bild, das man sich von ihm macht.... ;-)

 
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