Freitag, 26. September 2008

Herr Lehmann - Sven Regener

Jetzt konnte ich auch endlich mal diese Bildungslücke schließen: Herr Lehmann.
Um was gehts? Herr Lehmann (der eigentlich lieber Frank genannt werden würde, dessen Freunde aber finden, dass er dafür schon ein bisschen zu alt ist) wohnt in Berlin ist eigentlich auf den ersten Blick nicht sonderlich zu beneiden: Er ist zwar fast 30, arbeitet aber trotzdem noch nachts in einer Kneipe. Sonst gibt es über sein Leben auch nicht sonderlich viel zu sagen, aber Herr Lehmann ist sehr zufrieden damit, denn große Ansprüche hat er nicht. Doch kurz vor seinem Geburtstag kommt es plötzlich hart auf hart: Herr Lehmann begegnet der tollsten Frau überhaupt, die ihn zwar auch liebt, aber nicht in ihn verliebt ist, seine Eltern wollen plötzlich zu Besuch kommen und verlangen von ihm auch noch, dass er der Ostverwandtschaft Westgeld überbringt, und sein bester Freund Karl benimmt sich plötzlich auch ziemlich seltsam. Und ganz nebenbei fällt dann auch noch die Mauer, denn es ist 1989...

Fazit: Zwar dachte ich, dass ich seit der Zwangslektüre von "Moon Palace" nichts mehr für solche Typen wie Herr Lehmann übrig hätte, aber (falls man hier überhaupt einen Vergleich anstellen sollte/könnte - da wäre ein Literaturwissenschaftler gefragt) Herr Lehmann ist einfach ein sehr sympathischer Typ. Es passiert zwar nicht allzu viel, das wird aber wettgemacht durch viele komische Situationen, lustige Charaktere und manchmal verquere, aber doch lesenswerte innere Monologe Herr Lehmanns. Das einzige, was ich nicht verstanden habe, ist, wieso das Buch regelrecht gehypt wurde bzw. immernoch wird - aber eine schön unterhaltsame Lektüre ist es auf jeden Fall!

Dienstag, 23. September 2008

Persepolis - Marjane Satrapi

Denen, die mich kennen, werde ich sicherlich schonmal persönlich von Persepolis vorgeschwärmt haben, für alle anderen gibts hier nochmal einen Blogeintrag (ich will zwar vorwiegend aktuell gelesene Bücher vorstellen, aber ab und zu wirds auch Ausnahmen geben - wie für dieses hier).
Um was gehts? Der erste Band hat den Untertitel "Eine Kindheit im Iran", und so lernt man Marjane kennen, die behütet und sorglos im Teheran der späten 70er Jahre aufwächst - oder, sagen wir, sorglos aufwachsen könnte, wenn sie nicht früh die Demonstrationen gegen den Schah miterleben würde. Durch ihre liberal-bürgerlichen Eltern und ihren Onkel, einen Kommunisten, der lange inhaftiert war, kommt sie früh mit den politischen Zusammenhängen in ihrer Heimat in Kontakt. Es wird für das vorlaute Mädchen nicht leichter, als die Mullahs unter Ayatollah Khomeini an die Macht kommen und als kurz darauf der Krieg mit dem Irak ausbricht. Als Marjane 14 Jahre alt ist, beschließen ihre Eltern, sie nach Österreich auf die Schule zu schicken, damit sie dort sicher aufwachsen kann. Von dem Leben dort, den Schwierigkeiten in einer fremden Kultur und der Rückkehr nach Teheran erzählt dann der zweite Band "Jugendjahre".
Fazit: Ich bin (abgesehen von der Micky-Maus-Phase meiner Kindheit, die wohl jeder irgendwie mal hatte) nicht wirklich die Comic-Leserin, aber Persepolis ist wirklich toll. Die Zeichnungen sind ganz einfach in schwarz-weiß gehalten, aber trotzdem - oder gerade deswegen - wirkt die Geschichte immer sehr eindringlich. Eigentlich sind diese Comics harte Kost: Es geht um Unfreiheit, Krieg, politische Unterdrückung und sogar Folter und Mord, aber Satrapi schafft es wirklich immer wieder, einen zum Schmunzeln zu bringen und zu zeigen, wie sich die Menschen trotz allem Leid ihre Nischen schaffen, in denen sie zumindest für kurze Zeit glücklich sind. Vor allem sind diese Comics eine gute Gelegenheit, mehr über den heutigen Iran und die Menschen dort zu erfahren - manchmal wird man sicher überrascht sein.
Im Übrigen ist auch die Verfilmung sehenswert!

Sonntag, 21. September 2008

Bookcrossing

Möglichkeit #2 nach Tauschticket, die man in Betracht ziehen kann, wenn man Platz für neue Bücher braucht, ist für mich Bookcrossing. Das mache ich nicht ganz intensiv, aber ab und zu dafür umso lieber.
Worum geht es da? Die Idee hinter Bookcrossing ist, dass man die Bücher, die man besitzt und gerne liest (oder die man nicht gerne gelesen hat oder die zuviel Platz im Regal einnehmen oder aus was für Gründen auch immer den Besitzer wechseln sollen), an andere Leute weitergibt - und dabei quasi die ganze Umgebung zur Bibliothek macht. Naja, das klingt jetzt nicht sonderlich anschaulich, deswegen noch etwas genauer:
In der Praxis sieht das so aus: Man registriert ein Buch, dass man weggeben möchte, bei www.bookcrossing.com, wo man auch eine Beschreibung des Buches hinterlassen kann (naja, natürlich muss man sich selbst vorher auch registrieren, das ist aber unkompliziert). Jedes Buch bekommt eine Nummer, BCID genannt. Diese schreibt man vorne ins Buch rein, zusammen mit einer kurzen Notiz, dass das Buch bei Bookcrossing registriert ist. Für diese Notiz kann man auch vorgefertigte Sticker runterladen und ausdrucken, das erspart diese Arbeit.
Dann legt man das Buch irgendwo in der Öffentlichkeit aus - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Es kann im Uni-Hörsaal, in der Straßenbahn, im Wald oder in einem fremden Briefkasten sein, wichtig ist nur, dass man das Buch eben vorher registriert und dann auch angibt, wo und wann genau man es "freilässt". Das wird dann online veröffentlicht, und jeder kann es sehen und "auf die Jagd" gehen.
Wer das Buch findet, gibt die BCID-Nummer auf der Homepage an und schreibt einen kurzen Journal-Eintrag. Dann kann er es lesen und im Idealfall wieder frei lassen, so dass es immer weiterreisen kann.
Klar, das funktioniert nicht immer so gut, oft gehen die Bücher auch verloren oder die Finder melden es erst viel später, aber trotzdem ist es immer wieder spannend, dass man nie genau weiß, wer das Buch dann findet und wo es landen wird. Mittlerweile gibt es in vielen Städten Meet-Ups, wo sich dann Bookcrosser in einem Café etc. treffen und dort viele Bücher freilassen, es gibt BookRings und -Rays, wo ein Buch kettenbriefartig immer weitergeschickt wird und so weiter. Man kann ein Buch auch gezielt an Freunde verschicken oder in deren Wohnungen liegenlassen, wenn man zu Besuch ist. Und immer gibt es im Netz eine Liste, wo gerade Bücher unterwegs sind.
Es soll wohl auch Leute geben, die für dieses Hobby extra Bücherkisten bei eBay bestellen, nur, um wieder viel Material zum bookcrossen zu haben - aber so weit bin ich da noch nicht. Auch bei Meet-Ups war ich noch nicht dabei.
Ich finde es eine ganz lustige Sache. Vor einigen Wochen habe ich ein Buch in Freiburg an der Uni gefunden, habe es in den Schwedenurlaub mitgenommen, wo es tatsächlich gefunden wurde - aktuell befindet es sich in der Nähe von Stockholm. Ein weiteres Buch, dass ich in Frankfurt am Flughafen ausgelegt hatte, reiste nach Vietnam (wo sich leider seine Spuren verloren haben). Und vor ein paar Tagen habe ich dann (auch an der Uni) ganz überraschend ein Buch gefunden - "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", das ich sowieso mal lesen wollte. Darüber werde ich hier dann natürlich auch berichten!

Freitag, 19. September 2008

Tödliche Lügen - Gemma O'Connor

Zu allererst muss ich sagen: Ich persönlich bin ja Fan von unerwarteten Wendungen in Romanen - und dieses hier hat tatsächlich so eine Wendung. Zwar kommt diese nicht so ganz kurz vor Schluss, aber durch den speziellen Erzählstil wird die Spannung gehalten.
Um was geht's? Grace Hartfield wird in London von ihrem Mann Reggie verlassen. Als sie eines Tages ein Anwaltsschreiben im Briefkasten hat, denkt sie auch sofort an eine Nachricht von Reggie - doch ein Anwalt aus Dublin teilt ihr mit, ihre Schwester Eileen Lacey sei verstorben und sie sei die letzte lebende Verwandte. Grace hielt ihre Schwester seit 30 Jahren für tot, und so ist sie erstaunt, als sie erfährt, dass sich auch ihre bis dato unbekannte Nichte, Bid Lacey, wenige Tage nach Eileens Tod das Leben genommen hat, obwohl sie bald heiraten wollte und ein Kind erwartete. Wie hängen diese beiden Ereignisse zusammen? Mehr und mehr taucht Grace in das Leben der beiden Frauen ein, um festzustellen, wie viel von ihrer Kindheit sie verdrängt hat - und dass diese Dinge beinahe ihr Leben zerstört hätten.
Fazit: Gut gefallen hat mir an diesem Buch, dass diese Geschichte aus der Sicht von Grace, Bid und Eileen erzählt wird, dass man also in zahlreichen Rückblenden und aus wechselnden Perspektiven nach und nach den Zusammenhang erkennen kann.
Diese Technik sorgt andererseits für die ein oder andere Länge, vor allem an Anfang - zum Schluss des Buches hin verstärkt dies jedoch noch die Spannung.
In gleichem Maße, wie Grace nach und nach hinter die wahre Geschichte hinter alldem aufdeckt, sieht man zu, wie Eileen und Bid in ihr Verderben laufen - auf den letzten 100 Seiten wird es dann richtig spannend.

Montag, 15. September 2008

Tauschticket

Ich brauch es eigentlich gar nicht zu sagen, was das größte Problem von uns Gern-und-Viel-Lesern ist: Irgendwann hat man sehr, sehr viele Bücher, aber selten verfügt man über einen Extra-Raum, den man schnell mal zur Bibliothek umfunktionieren könnte (Anmerkung: Dieses Problem wird auch hier angesprochen... Failblog ist einfach und immer wieder wunderbar!).
Wer keine Zeit hat, seine Wochenenden auf dem Flohmarkt zu verbringen und auch keine Bücher einfach so wegschmeißen kann, dem sei Tauschticket wärmstens empfohlen.
Tauschticket ist ein Portal, auf dem man Bücher, aber auch Filme, Musik und PC-Spiele gegeneinander eintauschen kann.
Das funktioniert so: Du stellst ein Buch dort ein, mit Beschreibung, ggf. einem Bild und weiteren Infos. Dann legst du eine Anzahl "Tickets" fest, das ist die interne Währung auf TT. Ein Buch kann zwischen 1 und 5 Tickets "kosten". Sagen wir, für dein Buch setzt du einen Preis von 3 Tickets fest. Nun findet ein anderes Mitglied das eingestellte Buch (man kann direkt suchen oder auch einen Katalog durchstöbern bzw. nach Schlagworten suchen) und fordert es an. Diese Anforderung musst du bestätigen, dann werden dir diese 3 Tickets gutgeschrieben (und demjenigen, der es angefordert hat, von seinem Konto abgezogen).
Diese 3 Tickets kannst du nun auf den Seiten von Tauschticket gegen andere Artikel eintauschen.
Natürlich solltest du nun so bald wie möglich das Buch verschicken - das Porto zahlt in allen Fällen derjenige, der das angeforderte Buch verschickt; wer ein Buch anfordert, bekommt es also immer kostenlos.
Wenn das angeforderte Buch angekommen ist, wird der frühere Besitzer bewertet; anhand dieses Bewertungsprofils können andere Nutzer entscheiden, ob sie bei einem Mitglied tauschen wollen oder lieber nicht.
Die Tickets können, das sollte klargestellt werden, nicht gekauft werden, sondern man bekommt sie nur, wenn man selbst Artikel eintauscht. Alles funktioniert also ohne Geld.
Finde ich eine sehr gute Idee, habe schon viel getauscht und war immer zufrieden mit den Sachen. (Nicht nur) für Vielleser sehr empfehlenswert!

Samstag, 13. September 2008

Neue deutsche Mädchen - Elisabeth Raether/Jana Hensel

Das hier ist zwar durchaus ein Buch, das zur neueren Feminismus-Debatte beitragen will, es sollte allerdings absolut nicht nur als "Frauenbuch" verstanden werden - auch Männer können es lesen und grundsätzlich jeder, der sich auch schon darüber Gedanken gemacht hat, was es bedeutet, heute eine Frau zu sein.
Um was gehts? Das Buch versammelt sehr persönliche Kurzgeschichten, die jeweils von einer der beiden Co-Autorinnen im Wechsel geschrieben wurden und um Themen kreisen wie Beruf, Affären, feste Beziehungen, Sex, Geld und Kindheit. Es geht immer nur um Ausschnitte aus den jeweiligen Lebenswirklichkeiten, und es wird nicht nur beschrieben, sondern auch reflektiert: Warum habe ich damals so gehandelt? Wie stehen meine Lebenserfahrungen im Zusammenhang mit denen von anderen Frauen? Welche Rolle spielt mein Frausein in alldem?
Fazit: Lesen kann man dieses Buch auch dann, wenn man sich vorher noch nie Gedanken gemacht hat über Themen wie Feminismus und Geschlechterrollen und auch dann, wenn man mit dem Feminismus nichts am Hut hat. Dann kann man hier erste Anregungen bekommen, um was sich die aktuelle Diskussion dreht, und das ohne penetrantes Binnen-I. Dieses Buch erhebt sicherlich nicht den Anspruch, ein Stimmungsbild aller Frauen in Deutschland zu zeichnen. Es geht nur um junge, gut ausgebildete Frauen in einer Großstadt (Berlin, na klar. Manchmal ist diese Berlin-Coolness für meinen Geschmack etwas zu penetrant geraten).
Mir jedenfalls hat das Lesen Spaß gemacht, weil es einerseits schön zu lesen war, andererseits auch zum Nachdenken anregt und den ein oder anderen "klugen" Satz enthält.

Für jede Lösung ein Problem - Kerstin Gier

Ich starte mit recht leichter Kost - eine Freundin hat mir dieses Buch ausgeliehen, weil sie meinte, sie hätte es nicht mehr aus der Hand legen können, weil sie es so lustig fand.
Und: Sie hatte Recht. Dieses Buch hat zwar keine ausgeklügelte Handlung, die Sprache ist nicht besonders elegant, und die Geschichte ist schnell erzählt. Aber es ist einfach nur total lustig und super zum Entspannen!
Um was gehts? Gerri ist die typische Anti-Heldin: Sie schreibt Groschenromane, ist schon sehr lang im heiratsfähigen Alter, hat aber irgendwie kein rechtes Glück mit Männern, ihren Eltern ist sie offenbar peinlich... da kommt es wie ein Wink des Himmels, dass ihre Mutter sie bittet, einen Karton voll alter Medikamente in die Apotheke zurückzubringen...
Der Suizidversuch mit einer Tablettenmixtur geht jedoch schief, was an sich vielleicht nicht so schlimm wäre - hätte Gerri nicht die Idee gehabt, vor ihrem Selbstmord einigen Leuten per Abschiedbrief mal so richtig die Meinung zu sagen. Sie muss nun also nicht nur ihr Leben wieder in den Griff kriegen, sondern damit zurechtkommen, dass nun Freunde und Verwandte wissen, was sie wirklich von ihnen denkt...
Fazit: Klar, wer Tiefsinn und große Literatur sucht, sollte sich woanders umsehen, das hier ist einfach nur Unterhaltung. Es gibt skurrile Charaktere, viel Slapstick und - natürlich - ein Happy End. Und ich habe mich köstlich amüsiert!

Los gehts...

Jetzt habe ich also beschlossen, mich an einem Blog zu versuchen (und das auch möglichst konstant...). Es soll aber nicht um uninteressante Alltagsgeschichten von mir gehen, sondern um etwas, was ich schon (fast) immer gern getan habe: Ums Lesen.
Ich will hier die Bücher vorstellen, die ich lese (vielleicht nicht alle, aber jedenfalls einige), um euch
anzuregen - oder zu warnen, womit ihr eure Zeit besser nicht verschwenden solltet?
Jedenfalls würde es mich freuen, wenn ihr dabei bleibt und euch - zumindest ab und zu - von mir inspirieren lasst...
Viel Spaß!
 
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