Ich bin auf dieses Buch eigentlich erst aufmerksam geworden, als vor ein paar Monaten die Verfilmung in die Kinos kam - angeschaut hab ich sie mir nicht, aber mir dann dieses Buch gekauft. Und der Film? Ich schätze, der wird irgendwann auch noch nachkommen.
Um was gehts? Richard wird 1964 in ein kommunistisches Elternhaus in Westdeutschland hineingeboren. Er hat zwei leibliche und zwei adoptierte Geschwister - letztere wurden von den Eltern unter den Eindrücken des Vietnam-Kriegs nach Deutschland geholt. Für die Kinder müssen Klamotten aus der terre des hommes-Spendenkiste genügen, alles Amerikanische - von TV-Serien über Ketchup bis zur gängigen Musik - ist per se schlecht, dafür ist die DDR das gelobte Land und im Fußball wird Dynamo Kiew angefeuert. Die Precht-Kinder haben keine Tischsitten oder sonstige Manieren, Urlaub wird in Dänemark oder in kommunistischen Pfingstlagern gemacht, und natürlich werden zu Hause anstatt der gerade angesagten Rock- und Popmusik nur linke Liedermachen gehört.
Fazit: Ein schönes, gut zu lesendes Buch, das vor allem durch die vielen lustigen Anekdoten überzeugt. Auch wenn man, wie ich, kein Kind der 70er Jahre ist, hat man doch einen gewissen Wiedererkennungseffekt - zum einen, weil die Geschichte der Familie bis in die frühen 90er nachgezeichnet wird, zum anderen weil man sich selbst an das Typische seiner Kindheit und Jugend erinnert. Darüber hinaus ist das hier eine schöne Zusammenfassung der vorherrschenden Meinungen und der allgemeinen Stimmung in Deutschland damals. Neben ganz privaten Geschehnissen geht es auch immer wieder um die politische Großwetterlage, und immer wieder reflektiert Precht die Meinungen und die Gesinnung der Menschen damals - von dem kleinen Jungen, der alles nachbetet und vor seinen konservativen Lehrern verteidigt, was seine Eltern sagen, entwickelt er sich zu dem Jugendlichen, der doch vieles von damals und die Entwicklungen, die das "Linkssein" gemacht hat, kritisch sieht.
Samstag, 8. November 2008
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