Dienstag, 9. Dezember 2008

Das vertauschte Gesicht - Åke Edwardson

Überrascht hat mich ja wirklich, dass dieses Buch bei amazon so schlecht wegkommt - Zeit, eine positive Rezension zu schreiben, was mir nicht allzu schwer fallen wird.
Um was gehts? Erik Winter, der ehemals jüngste Kriminalkommissar Schwedens, könnte ein paar ruhige Monate gut gebrauchen: Kurz vor der Jahrtausendwende stirbt sein Vater, und seine Freundin Angela erwartet ein Kind. Doch natürlich kommt es anders: Ein Paar wird ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Beide sind nackt und halten sich an den Händen, am Tatort läuft Metal in Endlosschleife, und an die Wand hat der Täter eine seltsame Botschaft geschrieben. Und scheinbar schienen die beiden ihren Mörder zu kennen, schließlich weist die Wohnungstür keine Gewaltspuren auf... Zunächst gibt es keine echten Anhaltspunkte, alle Spuren scheinen irgendwie ins Leere zu gehen, und die wenigen möglichen Zeugen scheinen etwas zu verbergen. Doch als ein zweiter, ähnlicher Mord passiert, wird Winter und seinen Kollegen allmählich klar: Der Täter könnte in den eigenen Reihen zu suchen sein.
Fazit: Ich mag Edwardsons Stil sehr gerne, er erzeugt Spannung weniger durch brutale und blutige Tatortbeschreibungen als durch Andeutungen, unvollendete Sätze und vage Hinweise auf mögliche Täter. Immer wieder werden Innenansichten des Mörders eingewoben, seine Gedanken, Gefühle und Tätigkeiten beschrieben, ohne jedoch zuviel von der Identität preiszugeben. Als ganz aufmerksamer Leser kann man sicherlich den ein oder anderen Hinweis entschlüsseln und so selbst der Lösung auf die Spur kommen.
Zwei kleine Kritikpunkte sollten dennoch nicht verschwiegen werden: Es dauert ein wenig, ehe die eigentliche Handlung in Gang kommt. Zunächst geht es fast ausschließlich um das Privatleben Winters. Es ist sicherlich eine Geschmacksfrage, mich hat das nie gestört, weil es einiges über die Persönlichkeit Winters aussagt - es gibt ja keine Regel, dass es in einem Krimi nur um das Verbrechen und dessen Aufklärung gehen muss, jedenfalls für mich nicht. Wer jedoch einen Krimi lesen möchte, bei dem es gleich zur Sache geht oder wer kein Fan von Nebenhandlungen ist, der sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen.
Ein wenig gestört hat mich dagegen das überhastete Ende: Ein, zwei überraschende Wendungen spielen sich sehr gedrängt auf wenigen Seiten ab und man kann sich gar nicht so recht auf das Ende einstimmen, es geht dann alles sehr schnell und abrupt. Dabei hätte der Stoff durchaus noch ein paar Seiten mehr füllen können. Ansonsten gibts für mich nichts zu meckern, wenn man sich die Zeit für die ersten paar Seiten nimmt, sorgt die stetig ansteigende Spannung dafür, dass man das Buch spätestens ab der Hälfte nicht mehr aus der Hand legen kann.

Originaltitel: Sol och skugga, 448 Seiten, List Taschenbuch, €8,95.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Buch hab ich hier auf dem PC, hab es aber bisher nicht gelesen. Vielleicht ollte ich das mal tun. Ist das in irgendeiner Form mit Mankell vergleichbar?

Julia hat gesagt…

Edwardson wird immer mit Mankell verglichen, besonders naheliegend finde ich das allerdings nicht. Die Grundstimmung ist einfach eine andere. Ich würde nicht sagen, dass einer schlechter ist als der andere, sondern eben anders. Beispielsweise fehlt bei Edwardson der Bezug zu gesellschaftlichen Themen, die Mankell immer mal wieder in seine Romane einbindet. Dafür gefällt mir bei Edwardson die subtile Spannung gut.

Anonym hat gesagt…

Ja das stimmt. Nur weil Mankell ja die Hintergründe seiner Charaktere doch (meistens) auch immer sehr ausbaut und man auch recht viel über Wallander erfährt so nach und nach. Werd mir das Buch mal durchlesen sobald ich das was ich gerade lese durch habe. Das fing gut an und ich muss gestehen zieht sich jetzt doch etwas

Unknown hat gesagt…

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